Ha Giang Loop - Nordvietnam
mit dem Motorrad durch die Berge Nordvietnams. Alles was du vor deiner Reise wissen solltest. Route, Preise, Tipps
Jeder, der nach Nordvietnam reist, spricht von den atemberaubenden Landschaften auf dem Ha Giang Loop. Doch ist es wirklich so einzigartig, mit dem Motorrad die Bergpässe zu fahren, wie es alle sagen?
Ich habe tausende Blogbeiträge gelesen und versucht, irgendwie an mehr Infos zu kommen, doch so wirklich beantworten konnte mir meine Fragen niemand. Wir hatten überlegt den Ha Giang Loop auf eigene Faust zu fahren, uns selbst Motorräder auszuleihen und einfach drauf los zufahren, doch durch immer mehr Nachfragen in Hanoi und verschiedenen Hostels waren wir uns dann doch nicht mehr sicher. Ich hatte das Bild von Vietnam vor Augen, wo jeder fährt wie er möchte, es gefühlt keine Regeln gibt und es niemanden interessiert, ob man einen Führerschein hat oder nicht. Doch auf dem Ha Giang Loop soll es doch anders sein. Genau aufgrund dessen, dass so viele Touristen in diese Gegend kommen, steht die Polizei an mehreren Posten, um den internationalen Führerschein zu kontrollieren. Ich hatte leider keinen Führerschein für den 125ccm und normale Roller, wie wir sie in Deutschland mit dem Autoführerschein fahren dürfen, gibt es hier leider nicht. Ich hatte den Traum schon aufgegeben, mit dem Moped die Bergstraßen Vietnams mitzufahren, als ich dann doch noch einen Tipp einer Freundin bekommen habe. Wenn man das Ganze mit einer Tour bucht, gäbe es Möglichkeiten, die Polizeistationen zu umgehen. Also buchten wir unsere Tour mit „Jasmine Tours“ mit der Hoffnung, alleine auf dem Motorrad zu sitzen und nicht hinten mit einem „Easy Rider“ zu fahren. Diese Option gab es nämlich auch noch und haben ca. 80% der Touristen genutzt, was mich sehr verwundert hat. Hierbei fährt einer der Einheimischen für dich und du sitzt einfach hinten drauf und kannst die Umgebung bewundern. Für mich wäre es aber dennoch nichts, da ich selbst das Abenteuer erleben möchte und mich auch etwas sicherer fühle, selbst zu fahren, als mit 90 kmh die Bergpässe hoch zudüsen. Viele der Mitfahrer meinten, sie würden sich sicherer fühlen, da die Strecke ja einer der gefährlichsten Straßen Vietnams sei und die Einheimischen die Straße fast auswendig kennen. Ich muss auch dazu sagen, dass einem am Anfang Angst gemacht wird und wir mit einem mulmigen Gefühl aufs Motorrad stiegen. Aber nochmal ganz von vorne…


Wir waren zuvor in Sapa, einem kleinen Bergdorf einige Stunden entfernt von Ha Giang. Wir buchten unsere Tour online und konnten direkt einen Bus von Sapa nach Ha Giang am nächsten Tag gegen einen kleinen Aufpreis nutzen. Nach einigen Stunden Fahrt, in der wir im Bus von rechts nach links geschleudert wurden und an Schlaf gar nicht zu denken war, kamen wir mitten in der Nacht am Hostel in Ha Giang an. Leider hat es noch eine Stunde gedauert bis wir uns dann endlich nochmal in unser Bett legen konnten, um wenigstens noch ein bisschen Schlaf nachzuholen. Diese Nacht war in der Buchung inklusive und man wurde in einem Schlafsaal mit 16 anderen Reisenden untergebracht. Müde aber voller Aufregung starteten wir den Tag mit gefühlt hundert Menschen. Der Saal war riesig und überall wimmelte es nur, zwischen Frühstück, Helm aussuchen, Motorrad testen und Formulare ausfüllen. Dennoch war die gute Laune bei jedem zu spüren und es wurde schon am Frühstückstisch laut zur Musik gesungen. Als ich dann mein Formular in der Hand hielt, wo drin stand, dass ich einen internationalen Führerschein der Klasse A1 besitzen würde, wurde mir aber doch etwas mulmig und ich war mir nicht sicher, ob ich mich richtig entschieden hatte. Also hab ich lieber nochmal nachgefragt und gesagt, dass ich nur den kleinen Roller fahren dürfte. Ich bekam nur ein Nicken und ein „it´s okay“ zurück. So ganz sicher war ich mir aber dennoch nicht, trotzdem unterschrieb ich das Ganze und hoffte auf das Beste. Das Getümmel legte sich langsam und der Frühstücksraum wurde zu einem großen Saal mit Stuhlreihen umgebaut. Kurze Zeit später wurden uns die Route und einige Infos dazu erklärt, auch wie wir die Polizeikontrollen überwinden sollen. Und da wurde mir wieder klar, wie korrupt das ganze System hier ist. Die Frau, die uns den Vortrag hielt, meinte auch „Ich denke, hier hat fast keiner einen internationalen Führerschein dabei, oder? Das ist nicht so schlimm, wir umgehen die Polizeikontrollen so, dass wir keine Probleme haben werden.“ Einer der Gruppe fährt vor, um zu kontrollieren, ob die Polizei da steht und wenn das der Fall ist, wird kurz vorher angehalten. Also blieben wir stehen und es wurde nochmal in die Gruppe gefragt, wer keinen Führerschein hat. Zwei Minuten später hatte ich einen Fahrer, der mit mir die 500 Meter fuhr und danach wieder abstieg. Alle anderen, die einen internationalen Führerschein hatten, wurden auch wirklich von der Polizei rausgezogen und kontrolliert. Sie erzählten uns auch, dass falls wir auf der Strecke unerwartet rausgezogen werden, man mit der Gruppe mit 1.000.000 dong (40€) davon kommt, in einer privaten Tour eher mit dreimal so viel. Falls man aber ein zweites Mal aufgehalten werden sollte, kann man ihnen die Rechnung zeigen, dass man schon mal bezahlt hat und darf weiter fahren. Wir sind in den gesamten drei Tagen nur einmal an einer Polizeistation vorbei gekommen und am letzten Tag sind wir einen anderen Weg gefahren, um nicht daran vorbei zu müssen. Die erste Strecke war ca. 110km lang und ging bis nach Yen Minh. Zwischendrin haben wir einen kurzen Stop an einer Höhle gemacht und konnten unsere Beine bei einer kleinen Wanderung vertreten. Um 17:00 sind wir dann an unserem Homestay für die Nacht angekommen und es war wirklich ein kleines Träumchen, mit einem wunderschönen Innengarten und alles roch noch nach frischem Holz. Wir waren die letzte Gruppe, die ankam, da die anderen 12 Gruppen hauptsächlich Easy Rider waren und um einiges schneller fuhren als wir. Also ging es nur kurz unter die Dusche, um dann mit allen zusammen zu essen und den Abend mit Happy Water (Reisbrand) und Karaoke ausklingen zu lassen.
Nach einer sehr unruhigen Nacht, die aufgrund eines schnarchenden Zimmerkollegen mal wieder eher kurz ausfiel, war um 09:00 wieder Abfahrt angesagt. Die Route heute ging nach Meo Vac, über den nördlichsten Punkt Vietnams, bis zur chinesischen Grenze. Der Ma Pi Leng Pass, den wir dabei fuhren, war ein absoluter Traum und die Straßen schlängelten sich nur so an den Bergketten entlang. Dabei muss ich sagen, dass ich viel Schlimmeres von den Straßen erwartet hatte. Viele meinten, wenn man hier gefahren ist, kann man auf der ganzen Welt fahren und es wäre eine der gefährlichsten und schwierigsten Strecken. Vielleicht ist es für mich auch nicht ganz so ungewöhnlich Bergstraßen zu fahren, weil ich selbst aus den Bergen komme und es nichts Neues für mich ist. Wir hatten auch recht Glück mit dem Wetter und die Straßen waren trocken und nicht ausgespült, was es natürlich auch verschlechtert. Dennoch waren die Straßen recht gut ausgebaut und an vielen Abschnitten waren die Straßen frisch geteert oder gerade in Arbeit. Klar gab es auch unbefestigte Straßen oder einige Schlaglöcher, aber das Gefährliche fand ich eher die großen Lkws und Busse, die um die Kurve kamen. In Vietnam wird aber immer gehupt, bevor man abbiegt oder um die Kurve fährt, damit man vorgewarnt wird. Das typische Hupkonzert, das man halt so aus Asien kennt. Der zweite Abend lief ähnlich ab wie der erste und wir waren wieder recht früh im Bett, damit wir für den letzten Tag ausgeruht waren.
Der letzte Tag war mein absolutes Highlight! Wir starteten mit einer kleinen Flussfahrt und machten zwischendrin immer wieder kurze Pausen, um nochmal die Landschaft aufzusaugen. Die Gruppe hat sich etwas entzerrt und somit fuhr ich bestimmt 1,5 Stunden in meinem Tempo und gefühlt ganz alleine die Bergstraßen entlang. Zwischen Reisterrassen und dem schönsten Bergpanorama dem Sonnenuntergang entgegen. Um 17:00 sind wir dann wieder zurück am Hostel in Ha Giang angekommen, konnten noch duschen und essen, bevor unser Nachtbus an die Halong Bay ging.


Fazit: Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet, dass der Ha Giang Loop schon so bekannt ist und so viele Touristen hier her kommen. Aber ich würde schon mit ca. 500 Leuten am Tag rechnen und gefühlt machen auch alle Touren an den selben Spots Pause, dementsprechend wird man hier immer wieder aus der schönen Natur gerissen und zwischen hunderte Menschen gesteckt. Trotzdem war es eins meiner Highlights in Nordvietnam und ich bin stolz, dass ich es selbst mit dem Motorrad gefahren bin.
Jasmine Tours würde ich hauptsächlich jungen Menschen empfehlen, weil der Partyabend schon sehr im Fokus steht und im Durchschnitt alle Anfang 20 waren. Leiht euch Schoner aus, auch wenn ihr mit einem Easy Rider unterwegs seid, wir mussten die Überbleibsel von einem Unfall sehen und die Motorräder sahen leider nicht mehr so gut aus.
Kosten: 165€ inkl. Bustransfer von Sapa und an die Halong Bay, Unterkunft bei Anreise am Vortag, 2 Nächte auf der Tour mit Frühstück-, Mittag- und Abendessen. Man bekommt ein Semi-Automatic Bike 110ccm, kann aber auch ein Upgrade buchen, wenn man lieber ein Größeres fahren möchte.