Kambodscha
Von Tempelanlagen, einer schrecklichen Geschichte bis zu traumhaften Stränden


„Ich weiß nicht, wie ich mir Kambodscha vorgestellt hatte, aber so irgendwie nicht. Es gibt richtig schöne Gebäude, fancy Cafés und es ist irgendwie auch gar nicht so billig.“
Das waren meine ersten Gedanken, die ich in mein Tagebuch geschrieben habe.




Einreise:
Meine Einreise verlief von Laos über die südliche Grenze nach Kambodscha (Krong Stung Treng). Der Bus lässt einen vor der Grenze raus und man muss dann ca. 200 Meter zu Fuß bis zur nächsten Kontrollstation laufen. Man bekommt erst seinen Ausreisestempel für Laos (hier wurden korrupte 2$ verlangt) und in dem nächsten Gebäude dann sein Visum mit Stempel für Kambodscha. Falls du ein E-Visum hast, bringe es ausgedruckt mit, einmal für dich und einmal für die Grenzstelle. Ich habe mitbekommen, dass es ein paar Probleme gab, wenn man das Dokument nur auf seinem Handy hat. Ich habe mich für das Visa on Arrival entschieden und das ging recht schnell. Du solltest darauf achten, dass du genügend Dollar (38$) dabei hast und die Scheine noch neu sind. Da kommen wir nämlich direkt zum nächsten Thema.


Alles zum Thema Geld:
Das Geldthema in Kambodscha ist etwas speziell. Es wird mit zwei Währungen gehandelt. Für größere Beträge gibt es Dollar und die kleineren werden mit Riel bezahlt. Oft bekommt man auch das Wechselgeld gemischt, was oft mehr als verwirrend sein kann. Ich konnte nicht verstehen, warum man in einem Land zwei Währungen braucht und habe einen Einheimischen gefragt. Er meinte, dass die kambodschanische Währung nichts wert ist und man hundert Scheine bräuchte um größere Beträge zu zahlen. Deswegen bezahlt man alle geschäftlichen Beträge mit Dollar und die kleineren in Riel. An den ATM-Automaten, kann man auch auswählen, welche Währung man gerne hätte. Es sollte einem aber bewusst sein, dass wenn man größere Beträge abhebt, wie z.B. 200$, dass man nur 100$ Scheine bekommt und die wiederum ungern angenommen werden. Man hat also Probleme mit den Geldscheinen zu bezahlen, vor allem wenn er zu sehr geknickt wurde und nicht mehr neu aussieht. Das Gleiche kann dir aber auch mit kleinen Scheinen passieren. So wollte ich mir an einem Stand was zu Essen kaufen, es war bereits fertig aber sie wollten meine 5$ nicht annehmen, weil ein kleiner Riss im Schein war. Mit Kreditkarte kann man hier kaum bezahlen. Wenn man Glück hat wird es in größeren Hotels akzeptiert, dann muss man aber eine prozentuale Gebühr dafür bezahlen. Das Abheben kostet leider auch an jedem Automat ca. 5$. Kambodscha ist im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern etwas teurer und vor allem die Inseln im Süden haben ganz schön an meinem Reisebudget geknabbert.
Budget:
Transportmittel: 137,79€ = Fähre, Bus, Roller
Gebühren: 65€ = Visum, Simkarte, Abhebegebühren
Verpflegung: 302,95€ = Essen, Trinken
Aktivitäten: 188,69€ = Eintritt, Touren, Tauchen
Unterkünfte: 208,59€ = selbsterklärend :)
Sonstiges: 72,17€ = Einkäufe, Wäsche, Tattoo
= 975,19€
Route:
Siem Reap 3 Nächte
Battambang 2 Nächte
Phnom Penh 2 Nächte
Kampot 3 Nächte
Sihanoukville 1 Nacht
Koh Rong Samloem 4 Nächte
Koh Rong 5 Nächte


Meine Reise durch Kambodscha startete in Siem Reap. Zu dem Zeitpunkt (Mitte April) wurde gerade Neujahr gefeiert und die Stadt war in einem Ausnahmezustand, wie ich es noch nie erlebt habe. Bereits auf den Straßen tobte eine riesige Wasserschlacht. Die Menschen standen am Straßenrand mit Wasserpistolen, Wassereimern aber auch die Autos und Roller wurden dafür genutzt, dass keiner trocken blieb. Dadurch wurden auch etliche Straßen gesperrt und unser Bus musste uns dann irgendwo raus lassen, weil es nicht mehr möglich war weiter ins Zentrum zu kommen. Da standen wir dann, mittendrin in der größten Wasserschlacht, die ich je gesehen habe. Wir wussten irgendwie, dass wir da nicht trocken bis zu unserem Hostel kommen würden und versuchten so gut es geht unsere Rucksäcke mit Regenschutz zu schützen. Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich hier sah. Ob alt, ob jung, jeder war bereit nass zu werden oder andere nass zu machen. Hier wurde auch auf niemanden Rücksicht genommen, denn es war ja Neujahr und wenn man jemanden nass macht, wird man so gereinigt. Aber bei Wasser blieb es nicht. Babypuder wurde einem ins Gesicht geschmiert, das einen segnen soll. Also dankend annehmen und nicht weglaufen war die Devise. Leichter gesagt als getan, denn so war das ganze drei Tage! Man wurde nicht gefragt, sondern musste dann eben mit nassen Klamotten ins Restaurant.


Wenn man in Siem Reap ist, ist natürlich das erst an das man denkt: Angkor Wat, die größte Tempelanlage der Welt und Weltkulturerbe. Natürlich stand es dann auch auf meiner Liste und ich buchte mir eine Sonnenaufgangstour im Hostel (15$). Um 04:30 wurde ich dafür im Hostel abgeholt und mit 15 anderen war die Gruppe recht klein, wie unser Guide uns erklärte. Wir machten einen Halt am Ticketverkauf, denn man konnte verschieden Tickets wählen. Es gab die Möglichkeit für einen 1-, 3- oder 7-Tagepass. Ich entschied mich für einen Tag, was mich 37$ kostete. Bereits vor Sonnenaufgang stand uns die Hitze ins Gesicht geschrieben und Schweiß tropfte an uns hinunter. Ich würde also jedem empfehlen lieber früh aufzustehen, dann ist es noch etwas erträglicher und man sieht den Feuerball direkt hinter dem größten Tempel Angkor Wat aufgehen. Im Laufe des Vormittags besuchten wir die 5 größten Tempel der Anlage und machten eine Pause in einem Restaurant. Die Tempel liegen recht weit entfernt voneinander, also sind wir zwischendrin immer wieder in den Bus gestiegen, um zum nächsten zu kommen. Wer also auf eigene Faust die Anlage erkunden möchte, dem empfehle ich entweder ein Fahrrad oder ein TukTuk. Ich war über meine Tour sehr glücklich, da ich einiges über die Tempel lernen konnte und ich meine Zeit perfekt genutzt hatte. Siem Reap hat mir echt gut gefallen, es gibt zwar nicht all zu viel zu machen, aber die vielen hübschen Cafés und Bars laden dazu ein durch die Straßen zu spazieren.








Ca. 3 Stunden Busfahrt von Siem Reap befand sich mein nächster Halt - Battambang. Ein kleinerer Ort mit süßen Häusern und Streetart. Aber auch hier gab es nicht viel zu sehen, warum ich im Hostel eine Ganztagestour gebucht hatte. Auf der Tour kam ich dann das erste Mal in Berührung mit der schrecklichen Geschichte Kambodschas. Wir fuhren mit dem TukTuk aus der Stadt raus und besuchten unteranderem die „Killingfields“ (Samrong Knong Killing Field). Das war einer der Orte, wo Menschen gefangen, gefoltert und getötet wurden. In den 70ern haben sich eine Gruppe von Menschen zusammengeschlossen „Roten Khmer“, um ein radikal-kommunistisches System zu etablieren. Dabei haben sie fast 20% der ganzen Bevölkerung gefoltert und getötet. Es wurden Tempel und Schulen zu Gefängnissen umfunktioniert und viele dieser Orte werden nun als Museum genutzt. Unser Guide hat uns viel dazu erzählt und ich konnte nicht glauben, dass wir davon nie etwas in der Schule gelernt hatten. Wir machten außerdem Halt an einem Tempel, uns wurde gezeigt wie man Reisblätter und Reiswein herstellt und sind mit dem alten traditionellen Bambootrain gefahren. Dies war wieder einer der Touristenfallen, die ich erlebt hatte. Man zahlt 5$, damit man 500 Meter auf einem Gleis zu einer Raststätte fährt, dort eine Pause macht und dann den Weg wieder zurück fährt. Wirklich nichts besonderes, aber wenn man sich über Battambang informiert ist es eines der Dinge, die ganz oben auf der Liste stehen. Meiner Meinung nach, kann man es guten Gewissens auslassen. Zum Abschluss des Tages haben wir noch die Killing Cave (ähnlich wie die Killing Fields) und nicht weit davon entfernt die Bat Cave besucht. Hier fliegen ab ca. 17:15 Uhr 6,5 Millionen Fledermäuse aus einer Höhle, um die Nacht über zu jagen. Ich war wirklich fasziniert von den vielen Fledermäusen am Himmel und 20 Minuten später flogen immer noch welche aus der Höhle!






Weiter ging die Reise nach Phnom Penh. 5 Stunden Busfahrt liegen zwischen den beiden Orten. Ich hatte für die Stadt nur einen Tag geplant und der hat auch völlig ausgereicht. Ich wollte noch mehr über die Geschichte lernen und habe das „Toul Sleng Genozid Museum“ besucht. Passend dazu konnte ich mit einem Audio Guide auf Deutsch durch die verschiedenen Räume laufen und wenn ich das hier schreibe bekomme ich schon wieder einen Kloß im Hals. Die Art und Weise wie man die Geschichte erzählt bekommt versetzt einen in Trauer und Schock. Die Räume sehen noch fast so aus, wie sie damals genutzt wurden. Aus einer damaligen Schule wurde ein Gefängnis und ein schrecklicher Ort der Folter und des Todes erschaffen. Kaum zu glauben, dass dies erst 50 Jahre her ist und meine Großeltern daraufhin gefragt habe, wie sie das miterlebt haben. Mein Opa meinte, dass sie kaum was erfahren haben, weil die Presseberichte sehr klein ausfielen und die Bundesrepublik Deutschland sich komplett aus dem Konflikt raushielt. Wie kann sowas schreckliches auf der Welt passieren und man bekommt es erst Jahre später mit?! Als das ganze vorbei war, engagierte sich Deutschland und unterstützte das Land beim Wiederaufbau, da es eine ähnliche Situation war, wie damals in der DDR und den Konzentrationslagern.






Eintritt mit Audio Guide 10$
Nach dem schnellen Reisen und der vielen Eindrücke der Städte ging es für mich weiter an die Küste von Kambodscha. Kampot hieß der kleine Ort, wo ich die nächsten drei Tage verbringen würde. In meinem Hostel wurde Yoga angeboten, ich habe mir einen Roller und ein Fahrrad gemietet, hab die Gegend erkundet und die Zeit in dem Ort sehr genossen.




Danach ging es weiter zu einem kurzen Zwischenstop in Sihanoukville. Dem Hafenort, vor den Inseln Koh Rong und Koh Rong Samloem, wo es für mich am nächsten Tag mit der Fähre hingehen sollte. Der Ort ist nichts besonderes und man fühlt sich eher wie in China, weil die Schrift auf den Häuserfassaden nur aus chinesischen Schriftzeichen besteht. Am nächsten Tag ging es dann endlich weiter, an den Ort, den ich schon einige Wochen zuvor gebucht hatte. Ich hatte nämlich Geburtstag und wollte etwas besonderes. Die Insel Koh Rong Samloem ist die kleinere und weniger besuchte Insel der beiden. Ich wollte ganz viel Natur und Meer für den Start in mein neues Lebensjahr und das bekam ich auch. Die Fähre hat mich nämlich am anderen Ende der Insel rausgelassen und ich musste ganze 3 km laufen. Das wäre nichts, wenn es ein normaler Weg wäre aber es war mehr eine Bergwanderung und mit insgesamt 25 kg Rucksack, kam ich komplett durchgeschwitzt und fix und fertig am Sunset Beach an. Für 4 Nächte war ein Zelt direkt am Meer mein Dach über dem Kopf. Es gab kein Strom, kein Licht und kein Netz, nur eine Matratze lag im Zelt. Wenn man eins davon haben möchte, musste man in das Haupthaus gehen und für die Nacht hat man einen kleinen akkubetriebenen Ventilator mit Licht bekommen. Das war alles. Aber jeden Tag mit dem Rauschen des Meeres einzuschlafen und wieder aufzuwachen war es definitiv wert. Jeden Morgen schlüpfte ich in meinen Bikini und sprang zu allererst ins Meer. Wenn die Welt noch schlief, nur die Natur und du. Was ein befreiendes Gefühl das doch war! Genau so verbrachte ich auch meinen Geburtstag, bekam einen atemberaubenden Sonnenuntergang als Geschenk und den schönsten Sandstrand. Die Insel ist wirklich 100% zum Abschalten gedacht, da es sonst nicht mehr zu tun gibt.








Das ist auf der anderen Insel Koh Rong etwas anders. Hier war ich für weitere 5 Nächte und es ist etwas mehr geboten. Ich war Tauchen, habe einen Schnorchelausflug mitgemacht, die ein oder andere Party mitgenommen und bin zum Pagoda Beach gewandert. In den Tagen hab ich wieder gemerkt, wie glücklich mich die Natur macht und erfüllt. Dass ich Momente erlebe, die mir viel stärker im Kopf bleiben als irgendwelche Sehenswürdigkeiten in Städten. Es ist einfach schöner, was die Natur erschafft, als wir Menschen.







