Lichterfest - Chiang Mai

was man wissen sollte &

meine persönliche Erfahrung

Seit Jahren träume ich von diesem Moment, den Kopf im Nacken zu haben und den tausenden Lichtern im Himmel zuzusehen, wie sie immer kleiner werden. „Einmal im Leben will ich das Lichterfest in Nordthailand sehen“, das hab ich immer gesagt, wenn mich jemand gefragt hat, was ich unbedingt mal auf der Welt sehen will. 2019 hatte ich das Hotel dafür bereits gebucht aber anscheinend sollte es noch nicht sein. Covid hat meine Reisepläne erstmal über Bord geworfen und ich musste von Jahr zu Jahr mein Hotel immer wieder verschieben, bis ich es 2023 endlich geschafft habe.

So habe ich meine vierwöchige Thailand-Reise an die Tage in Chiang Mai angepasst und drum herum gebastelt, denn alles was ich wollte, war diesen beleuchteten Nachthimmel zu sehen. Also bin ich erst in den Süden gereist, um zum Abschluss eine Woche in Chiang Mai zu verbringen. An dem Abend, als ich angekommen bin, waren die Straßen schon geschmückt, die ersten Schiffchen waren auf dem Fluss und immer wieder wurden Böller und Feuerwerkskörper geschossen. Ich wurde herzlich Willkommen geheißen in der Stadt, die ich so lange auf meiner Bucketlist stehen hatte.

Aber mal ganz an den Anfang, um zu erklären, was hier eigentlich gefeiert wird. Einmal im Jahr, am Tag des Vollmonds im 12. Monat, wird das „Loi Krathong“ und das „Yi Peng“ gefeiert. Eigentlich sind es zwei unterschiedliche Feste, aber über die Jahre wurde es immer stärker zu einem. Loi Krathong feiert man im ganzen Land und Yi Peng ist eher im Norden Thailands vertreten. In Chiang Mai feiert man beides zur selben Zeit, das macht es dort so besonders. „Loi“ bedeutet schwimmen oder schweben und „Krathong“ ist ein kleines Floß, das aus dem Strunk einer Bananenstaude gebastelt wird. Loi Krathong hat also nichts mit den Laternen am Himmel zu tun, sondern traditionell bastelt man kleine Schiffchen, die man mit Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen schmückt und dann auf dem Wasser schwimmen lässt, um seine Ängste, Zorn und Verunreinigungen der Seele mit dem Krathong gehen zu lassen. Die Schiffchen kann man entweder kaufen oder selbst basteln. Ich habe zufällig am Straßenrand einen kleinen Stand gesehen, wo man selbst welche basteln konnte und hab mir die Chance nicht entgehen lassen, etwas tiefer in die thailändische Kultur einzutauchen. Yi Peng bedeutet hingegen „zwei“ (Yi) und „Vollmond“ (Peng), hier lässt man die Laternen in den Himmel steigen, um Buddha zu ehren und um Glück und Weisheit zu bitten. Viele schreiben auch ihre Wünsche auf die Laterne, um dem Wunsch mehr Glück zu verleihen.

Über die Jahre hat sich das Fest in Chiang Mai weiter entwickelt, weil es durch den Tourismus immer bekannter und größer wurde. Ich hab viel gelesen, aber konnte nicht wirklich rausfinden, wo und wie das Fest stattfindet. Ich bin also zu einem Touristenstand und hab mich informiert, weil ich immer wieder Flyer von Touren gesehen habe und Thais Tickets verkauft haben. Die Dame am Stand hat mir erklärt, dass das Steigen der Laternen seit kurzer Zeit in der Stadt verboten wurde, weil einige Feuer gefangen haben oder Schlimmeres passiert ist. Hier wurden also Touren angeboten, die außerhalb in bestimmten Bereich legal die Laternen steigen lassen konnten. Es wurde in großen Touren mit einem traditionellen Essen und einer Zeremonie geworben, aber zu einem nicht ganz günstigen Preis. Ganz deutlich eine Touristenfalle, in die ich fast getappt wäre, weil mir die Dame auch sagen wollte, dass ich in der Stadt keine Laternen sehen werde. Ich war traurig und sauer zugleich, weil ich nicht wusste, auf wen ich hören sollte und Angst hatte, keine einzige Laterne zu sehen. Trotzdem hab ich noch eine kleine Hoffnung gehabt und bin abends in die Straßen von Chiang Mai. Der Hauptplatz ist die Nawarat Brücke, die sich bis weit in die Stadt und am Fluss entlang zieht. Mit der Zeit wurden es immer mehr Menschen und die Straßen waren voll. Mehr als voll. Auf dem Fluss wurden die ersten Krathongs auf das Wasser gelegt und schwimmen gelassen. Und mit der Zeit sind die ersten Laternen in den Himmel gestiegen. Kaufen konnte man sie eher schwer, hin und wieder hat man gesehen, wie die Polizei durch die Menge gegangen ist und die Laternen abgenommen wurden. Ich muss aber auch ehrlich sagen, ich war schockiert und hätte nicht damit gerechnet, dass es so gefährlich sein kann. Die Laternen haben sich in den Bäumen verhangen, haben zu brennen angefangen oder sind gar nicht erst richtig aufgestiegen und in der Menschenmasse wieder herunter gekommen. So verließ ich den ersten Abend mit gemischten Gefühlen. Einerseits konnte ich mir endlich meinen Traum erfüllen, andererseits war es ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Am nächsten Tag hatte ich eine neue Nachricht auf dem Handy und eine Empfehlung, den zweiten Tag etwas außerhalb der Stadt zu verbringen. In der Stadt wäre am zweiten Tag noch eine große Parade. Ich entschied mich aber am Abend, mit meinem Roller, zum „Doi Saket Lakes“ gefahren, um dem Ganzen noch eine Chance zu geben. Ich bin etwa 40 Minuten aus der Stadt zu einem kleinen See gefahren. Hier war bereits alles vorbereitet, es war ein Streetfoodmarket aufgebaut mit einer Bühne, wo den ganzen Abend verschiedene Shows aufgeführt wurden. Am See war eine große Wiese, auf der man ganz legal seine Laternen steigen lassen konnte. Und genau so hab ich mir das vorgestellt! Ich musste keine Angst haben, dass sich meine Laterne in den Bäumen verhängt oder andere Menschen getroffen werden konnte. Ich konnte einfach nur genießen! Am Ende hab ich herausgefunden, dass dort auch die Touren hergekommen sind und das eben der Ort war, für den vorher mit Tickets geworben wurde. Der Ort selber war aber ein öffentlicher Platz, für den man gar keinen Eintritt zahlen musste.

Leider sieht man im Internet immer nur die schönen Seiten und die nicht ganz so schönen Dinge werden gar nicht erwähnt. Dadurch war ich auch am Anfang etwas traurig, weil ich es mir eben ganz anders vorgestellt hatte. Trotzdem hatte ich am Ende eine wunderschöne Erfahrung und bin glücklich darüber, einen Punkt meiner Bucketlist abhaken zu können.

I believe everyone should explore the world, take photos, make memories, and say yes to the adventures that make your heart race. 

Lichterfest Chiang Mai

alles was ich vorher gerne gewusst hätte und meine persönlichen Erfahrungen