Mit dem Camper durch Japan

2 Wochen voller Wanderungen, Natur und Me-time

Meine Japanreise startete in der Nähe des Narita Flughafen bei Tokio.

Hier befindet sich nämlich der Standort von „Travellers Autobarn“, eine Agentur, bei der ich mir für zwei Wochen einen Camper gemietet hatte. Nach einer kurzen Einweisung ging es dann auch schon los. Ich muss ehrlich sagen, dass ich etwas Respekt hatte, nach 3,5 Monaten wieder Auto zu fahren und das bei Linksverkehr! Da ich aber in der Vergangenheit sehr viel Auto gefahren bin und auch schon alleine mit meinem Camper in Europa unterwegs war, war ich dann ziemlich schnell wieder drin. Außerdem war ich ganz froh, dass ich mit Automatik fuhr, was das Fahren natürlich noch einfacher machte. Trotzdem muss man sich erst mal dem japanischen Verkehr anpassen, denn so manche Regeln versteh ich bis heute nicht. Einige Straßen sind hier sehr sehr eng, man muss also aufpassen wohin dich dein Navi leitet, mit einem Camper nämlich manchmal etwas zu eng. Hier läuft alles ziemlich langsam und entspannt ab. Niemand ist im Stress, es wird nicht überholt und dadurch, dass man nur zwischen 40 und 60 kmh fährt (auch auf Landstraßen) kommt man eh nicht schneller voran. Man könnte natürlich auch die Mautstraßen benutzen, die waren mir aber ehrlich gesagt zu teuer und beim Campen lebt man eh nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“, so kommt man an vielen wunderschönen und ungeplanten Orten vorbei.

Meine grobe Route:

- Ashi Lake

- Shimoda

- Kawaguchiko Lake / Mount Fuji

- Narai-juku / Kiso Lake

- Chubusangaku Nationalpark Kamikochi

- Togakushi

- Yamanouchi / Snow Monkey Park

- Kusatsu

- Mount Asama

- Oze Nationalpark

- Nikko Nationalpark

Vorab muss ich sagen, dass ich kaum in Städten oder größeren Orten unterwegs war, da ich das nach den zwei Wochen noch als Backpackerreise machen werde. So war mein Schwerpunkt die Natur, die Ruhe und das ländliche Japan kennenzulernen.

Mein erster Halt sollte der Ashi Lake sein. Dort habe ich mir einen Parkplatz direkt am See raus gesucht und kam leider erst spät abends an. Dafür war die Überraschung am nächsten Morgen um so größer. Ich bin am See spazieren gegangen, hab mir die Hakone Schrein angesehen und bin bis zum Onshi Hakone Park gelaufen. Sehr zu empfehlen, im Vergleich zu der anderen Seite des Sees ist hier nämlich wirklich keine Menschenseele und man kann von dort sogar den Mount Fuji sehen.

Weiter ging es in den Süden, dieser stand eigentlich nicht auf meiner Liste aber ich traf andere deutsche Camper, die mir Shimoda empfohlen hatten. Da hab ich nicht lange überlegt und habe einen kurzen Abstecher ans Meer gemacht. Ich war wirklich beeindruckt, wie schnell sich die Natur hier ändert und man von dichten Wäldern zu Palmen und Sandstrand kommt. Das Meer dort ist wunderschön, erfrischend und klar! Mir war nie wirklich bewusst, was ich in Japan erwarten würde, aber sowohl die Küste also auch die Natur im Inland haben mich total beeindruckt. So bin ich perfekt zum Sonnenuntergang angekommen und ich konnte meinen Augen kaum glauben! Der Himmel färbte sich in ein Licht, das Farben kaum beschreiben können - orange, pink, rosa. Ich kam aus dem Grinsen kaum raus und konnte nicht glücklicher sein. Das Camperleben wieder zu haben, die Freiheit, die damit verbunden ist und die Möglichkeit all das zu erleben. Meine erste Nacht war relativ kurz, da ich ehrlicherweise nicht sonderlich gut geschlafen hatte, dafür hab ich direkt den schönsten Sonnenaufgang bekommen, bin um 5 Uhr Morgens ins Meer gesprungen und hab die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut genossen. Weiter ging es einen Strand weiter zum „Ohama Beach“, dieser wird von vielen einheimischen Surfern besucht und man kann ihnen stundenlang dabei zusehen. (- Hier gibt es auch warme Duschen)

Nach den Tagen am Meer ging es dann wieder zurück auf meine eigentliche Route.

Nächster Stopp war der Mount Fuji. Ich hatte tatsächlich überlegt auf den höchsten Berg (3776,24m) Japans zu wandern, habe mich aber schlussendlich doch dagegen entschieden. Es gab nämlich so einiges, das ich nicht bedacht hatte und ich mir mal wieder viel zu spontan genauere Gedanken dazu gemacht hatte. Zum einen muss man mit einem Bus bis zur 5. Station des Berges fahren, dieser fährt aber erst ab ca. 07:30 Uhr los, was natürlich für eine komplette Tour (rauf und runter) etwas spät ist. Der Aufstieg dauert ca. 4,5 Stunden und den Rückweg darf man nicht unterschätzen. Ohne Ausrüstung, wie Stöcke oder Bergschuhe ist das auch etwas heikel. Es gibt allerdings die Möglichkeit auf einer der Berghütten zu übernachten, die sind aber weit im Voraus ausgebucht und kosten zudem um die 75€. Das waren dann doch einige Gründe, die gegen die Bergtour gesprochen hatten. Von meinem Sellplatz am Kawaguchiko Lake aus, habe ich dafür aber eine Wanderung auf den Mount Shakagatake und weiter auf den Mount Kurodake gemacht. Diese liegen direkt gegenüber und ich hatte eine wunderschöne Aussicht aus der Ferne auf den Mount Fuji. Alle Wanderungen suche ich mir immer über die App AllTrails raus, so kann ich mich nicht verlaufen und weiß immer, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Nach über 23km und 9,5 Stunden war ich dann wieder am Camper angekommen. Zum Glück wurde ich direkt beim ersten Versuch in eine Onsen (Izumi-no-yu Saiko lake Fuji hot spring) gelassen und konnte mich von der langen Wanderung im heißen Becken entspannen.

Auf meinem Weg weiter in den Norden kam ich an einem alten und traditionellem Bergdorf vorbei. Narai-juku. Es war schon früh am Abend und die meisten Geschäfte hatten bereits geschlossen, umso ruhiger waren die Straßen. Ich konnte ganz in Ruhe durch die Straßen spazieren und die Gebäude auf mich wirken lassen. Der Geruch der halten Holzhäuser, der nebenliegende Wald und die frische Bergluft haben mich kurz in ein anderes Zeitalter träumen lassen. Nicht weit davon entfernt, hab ich mir einen Stellplatz an einem Stausee gesucht und stand am Abend ganz alleine irgendwo in den Wäldern Japans. An solchen Tagen muss ich mich immer wieder daran erinnern, was ich gerade eigentlich erlebe, wie dankbar ich bin und dass das alles nicht selbstverständlich ist. Als Frau alleine durch die Welt zu reisen, sich in Japan einen Camper zu mieten und einfach mal drauf los zu fahren. Das Leben kann so verrückt und wunderschön sein!

Weiter ging es in den Chubusangaku Nationalpark, Kamikochi. Ich parkte an einem der vielen Parkplätze und fuhr mit dem Bus in den Nationalpark. Von dort startete ich auf einen wunderschönen 9 km Rundweg, vorbei an einem Fluss, tiefen Wäldern und einigen Affen. Die Natur Japans wird wirklich unterschätzt und ich war immer wieder von der wunderschönen Umgebung beeindruckt. Wäre das Wetter etwas besser gewesen, hätte ich auf jeden Fall noch eine weitere Wanderung gemacht und einen Tag verlängert. Hier gibt es nämlich so Einiges zu sehen.

Das sind übrigens auch die Fahrten zwischen den einzelnen Orten. Über Bergpässe und Waldwege schlängeln sich die Straßen entlang und es wird nicht langweilig. So genoss ich die zweistündige Fahrt bis zu meinem nächsten Ziel.

Togakushi. Von Schrein zu Schrein kann man hier ca. 10 km weit wandern und durchquert dabei ein Dorf, Wiesen und wunderschöne Wälder. Man kann natürlich auch mit dem Auto direkt vor die Tür fahren aber ich fand es so irgendwie schöner.

Yamanouchi. Das Dorf ist bekannt für seine besonders heißen Quellen. Wenn man über die Kanäle läuft spürt man die Wärme, wie eine Bodenheizung auf der Straße, so werden sogar einige öffentliche Gebäude beheizt. Nicht weit entfernt liegt der Snow Monkey Park. Ein freier Park (Eintritt 800yen), wo sich viele der Schneeaffen versammeln und sich in den heißen Quellen baden und wohlfühlen. Ich stelle es mir im Winter irgendwie nochmal spektakulärer vor, wenn man den Schnee und den Dampf des heißen Wassers drumherum sieht, trotzdem habe ich die Zeit genossen und habe den Babyaffen beim Spielen zugesehen.

Zwei weitere kurze Zwischenstopps hab ich in Kusatsu und bei den Shiraito Falls bei Karuizawa gemacht bevor ich mich auf eine weitere Wanderung vorbereitet hatte. Es sollte nämlich auf den Mount Asama gehen. Einem aktiven Vulkan, der 2019 das letzte Mal ausgebrochen ist. 2,5 Stunden wanderte ich bis auf 2435 Höhenmeter und wartete auf besseres Wetter, denn die Wolken waren so stark, dass man kaum etwas von der umliegenden Landschaft sehen konnte. Als ich gerade umdrehen und zurück gehen wollte, lichtete sich der Nebel und für ein paar Minuten pausierte der Regen. Meine Chance, um mit meiner Drohne über den Vulkan zu fliegen - WOW! Ich bin immer wieder fasziniert, was die Natur so erschaffen kann und wie viel es auf der Welt zu entdecken gibt. Glücklich und müde kam ich nach meiner Tagestour zurück im Tal an und konnte die nebenliegende Onsen nutzen, um meine müden Muskeln im warmen Quellwasser zu entspannen. Was ein Tag!

Die zwei Wochen kamen langsam zum Ende und ich hatte noch eine letzte Wanderung auf dem Plan. Zuvor ging es aber noch durch den Oze Nationalpark mit einem kurzen Stopp an den Fukiware Falls, diese werden auch als japanische Niagara Fälle bezeichnet, was ich jetzt nicht ganz so empfand, aber trotzdem einen kurzen Halt wert ist. Für den nächsten Tag hatte ich mir einen schönen Panoramarundweg raus gesucht, der über die Gipfel von Mount Konsei, Mount Nikko und Mount Shirane gehen sollte. Der Wetterbericht hatte Wolken vorhergesagt aber stattdessen bekam ich ab der Hälfte starken Regen. Dementsprechend war der Ausblick wieder gleich Null. Der Regen wollte nicht weniger werden und verwandelte die Wege in Bäche, was mir das Gehen nicht erleichterte. Durch Matsch und Pfützen schaffte ich es irgendwie zurück ins Tal und war froh heil angekommen zu sein. Das ist leider ein Teil, was mich das Alleinereisen manchmal etwas ängstlich werden lässt. Falls mir bei solchen Touren was passieren sollte würde es ewig dauern bis mich jemand finden würde. Deswegen versuche ich normalerweise sehr schlechtes Wetter zu vermeiden und besonders aufzupassen nicht hinzufallen. Ist ja zum Glück nochmal gut gegangen.

Nach zwei wunderschönen Wochen in der Natur hieß es dann wieder zurück nach Narita zu fahren, um den Camper abzugeben. Doch meine Reise durch Japan war noch nicht vorbei, denn dort angekommen durfte ich nach 4 Monaten meinen Bruder in die Arme schließen, um mit ihm gemeinsam weitere 4 Wochen den Rest Japans zu erkundigen.

Ein paar allgemeine Infos:

Camping ist noch nicht ganz so vertreten in Japan. Man sieht ganz wenige Camper, was Vor- und Nachteile hat. Man kann sich so eigentlich auf jeden Parkplatz stellen oder auch die Rastplätze „Michi no ekis“ sind dafür ausgelegt. Auf der anderen Seite gibt es dadurch sehr wenige öffentliche Duschen, Grauwasser ablassen oder Wasser auffüllen ist etwas schwieriger und man muss sich noch selbst auf die Suche nach einem Stellplatz machen. Was man von Europa und den vielen Stellplätzen, die man dort findet nicht mehr wirklich behaupten kann. Dennoch gibt es fast auf jedem Parkplatz öffentliche Toiletten, die stets sauber sind.

Das Müllthema ist hier meiner Meinung nach ein wirkliches Problem. Nicht falsch verstehen, hier ist es mehr als sauber, weil jeder seinen Müll wieder mit nach Hause nimmt, aber für das Camperleben eben etwas schwierig. Es gibt kaum öffentliche Mülleimer und wenn, dann nur für Plastikflaschen. Am ehesten hat man noch an den Tankstellen oder Raststätten Glück. Für kleinere Dinge gibt es auch immer Möglichkeiten bei Lawson, FamiliyMart oder 7eleven.

Ich benutze hier drei verschiedene Apps, die mir etwas bei der Stellplatzsuche behilflich waren: park4night, Michi Japan Road Guide, iOverlander

Zusätzlich ist Google Übersetzer ein Muss. Egal ob im Supermarkt oder an der Tankstelle, es steht kaum etwas in Englisch und so hat mir die App in vielen Situation sehr geholfen.

Taxfree - ist eine Möglichkeit seine Einkäufe steuerfrei zu bekommen. Es gibt einige Supermärkte, bei denen man einfach nur seinen Reisepass, mit dem „Temporary Visitor“ Stempel vorzeigt und die Mehrwertsteuer (10%) nicht einberechnet wird. Eine andere Möglichkeit ist auch, dass man mit dem Kassenzettel zu einem extra Schalter (Tax Refund Counter) geht, um den Betrag wieder zurück bekommt. Das gilt übrigens auch für Elektrogeräte oder Kleidung informiere dich aber zuvor was der Freibetrag bei der Rückreise am Zoll ist.

Preise - Ich würde behaupten, dass vieles ähnlich ist wie in Deutschland. Sprit ist etwas günstiger und lag bei mir bei etwa 1,02€ pro Liter, dafür sind die Mautstraßen sehr teuer und habe sie deshalb komplett vermieden.

Das habe ich für 2 Wochen gebraucht:

°Unterkunft 898,99€ - dazu zählt der Camper (aufgrund der Kooperation günstiger als normal), eine Nacht in Tokio und Stellplatzgebühren zum Übernachten

°Verpflegung 148,32€ - ich war hauptsächlich einkaufen und habe selbst im Camper gekocht

°Wäsche und das Duschen in Onsen haben mich insgesamt 25,42€ gekostet

°Tanken oder Parken lagen bei insgesamt 154,80€

°Transportmittel, wie Taxi oder Bus 38,80€

°118,66€ habe ich für Simkarte, Kreditkartengebühr und für die Übersetzung meines Führerscheins bezahlt

°Eintritte und Aktivitäten lagen bei 20,69€

Insgesamt 1405€ für eine zweiwöchige Campingreise durch Japan

Onsen sind heiße Quellen, die man in ganz Japan findet. Man kann es sich vorstellen, wie eine Therme nur, dass es ein heißes Becken ist, indem nackt gebadet wird. Männer und Frauen werden hier getrennt. Das Wasser soll eine heilende Wirkung haben und es gibt einige Regeln, die du beachten solltest. Falls du eine Tätowierung hast, wird es eher schwierig für dich, da diese in vielen Onsen verboten sind. Früher wurden Tätowierungen mit einem kriminellen Milieu oder der Mafia verbunden, was bis heute noch in sehr vielen Onsen so gehandhabt wird. Dies musste ich leider selber erfahren und wurde des öfteren weg geschickt. Für mich waren die Onsen nämlich die einzige Möglichkeit an eine heiße und günstige Dusche zu kommen. Der Eintritt liegt meist zwischen 3€ und 7€, je nachdem wie die Ausstattung ist.

Ein grober Plan, wie es abläuft:

-Männer und Frauen haben zwei separate Eingänge.

-Du betrittst eine Umkleidekabine mit Körben oder Regalen, wo du deine Kleidung reinlegen kannst. Schließfächer gibt es meist draußen, wenn du deine Wertsachen sicher verwahren möchtest.

-Du betrittst die Onsen nackt und hast ein kleines Handtuch bei dir. Große Handtücher sind eher schwierig, da es keinerlei Ablagemöglichkeiten gibt. Das kleine Handtuch legst du auf deinen Kopf, wenn du in eines der Becken gehst.

-Aber bevor du eines der Becken betrittst, ist es ganz wichtig, dass du dich gründlich wäschst. Denn die Becken sind sauber und sollen auch so bleiben. Du wirst keine normalen Duschen vorfinden, sondern kleine Hocker und Duschbrausen nebeneinander. Du setzt dich auf einen der Hocker und duscht dich von oben bis unten ab. Shampoo steht dir meist zur Verfügung. Auch deine Haare werden gewaschen und danach hochgebunden, sodass sie nicht ins Wasser hängen.

-Danach heißt es genießen und so lange Baden, wie du es aushältst. Die Temperaturen variieren je nach Gebiet und das Wasser kann klar aber auch trüb sein.

-Nachdem du genug hast, solltest du dich eigentlich nicht mehr abduschen, damit deine Haut auch alles aufnehmen kann. Wichtig ist nur, dass du dich mit deinem kleinen Handtuch komplett abtrocknest bevor du die Umkleide betrittst.

Menschen: Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich es manchmal sehr schwierig fand. Es spricht kaum jemand Englisch und man muss sich mit Händen und Füßen verständigen. Die Japaner sind alle sehr korrekt und scheuen sich nicht dich anzusprechen, wenn du etwas nicht richtig machst. So wurde ich beispielsweise angesprochen, als ich im See baden war und keine Rettungsweste trug. Anscheinend war das hier verboten aber Schilder gab es keine. Man muss sich also ran tasten und sich zuvor die Mitmenschen und die Umgebung ansehen. Trotzdem waren alle sehr freundlich und bemüht dir weiter zu helfen, auch wenn es nicht ganz einfach ist.