Sri Lanka
Meine erste Solo-Reise
Mai 2022.
Da hat sich irgendwas bei mir geändert. Ich wollte reisen, mir meine Träume erfüllen, unabhängig sein. Also hab ich einfach gebucht. Ich habe nicht lange überlegt, was schief gehen könnte oder wovor ich alleine Angst haben sollte. Ich hab einfach gebucht. Ich wollte schon immer nach Sri Lanka, zu den vielen Elefanten, den tollen Stränden und den perfekten Surfwellen. Also hab ich einfach gebucht.
Ich hatte mir überlegt, wie ich meine erste Soloreise planen könnte, damit ich langsam in das Ganze hineinwachse und nicht sofort wieder aus dem kalten Wasser springe, in das ich versuchte, mich selbst hinein zu stoßen. Also hab ich mich entschieden, hauptsächlich in ein Surfcamp zu gehen. Dennoch wollte ich etwas von dem traumhaften Land sehen und hab jede Minute genutzt, die ich dort war. Die ersten zwei Tage war ich also auf mich gestellt.
Freitagabend, direkt nach der Arbeit, sollte mein Flug gehen, damit ich ja keine Zeit vergeude. Mit einem Zwischenstopp in Doha landete ich also am nächsten Tag um 09:00 morgens in Colombo, Sri Lanka. Der Plan war, den Zug ins Inland zu nehmen über Teeplantagen, grüne Felder und atemberaubende Ausblicke bis nach Ella zu fahren. Doch mein Plan sollte anscheinend nicht direkt rund laufen. Der Taxifahrer, der mich zum Bahnhof fahren sollte, meinte, dass alle öffentlichen Verkehrsmittel die letzten zwei Tage gestreikt haben und nichts fahren würde. Also stand ich da mit dem Glauben, dass wenn der Zug doch fahren sollte, ich genau jetzt schon im Taxi sitzen sollte, sonst würde ich ihn verpassen. Andererseits konnte ich mir auch nicht erklären, wieso der Taxifahrer mich anlügen sollte. Ich entschied mich dafür trotzdem zum Bahnhof zu fahren, um mich selbst davon zu überzeugen. Ich saugte die erste asiatische Luft auf, die ersten Eindrücke und war schockiert, wie lang die Schlange an den Tankstellen war. Zu dieser Zeit herrschte nämlich Ausnahmezustand in Sri Lanka. Eine schwere Wirtschaftskrise erschütterte das Land, mit verheerenden Auswirkungen auf die Menschenrechte. Die Inflationsrate stieg bei Lebensmitteln auf 85,8%, der Brennstoffmangel führte zu stundenlangen Stromausfällen und die Arbeitsverhältnisse der Menschen wurde immer schlimmer. Dies alles wurde mir erst an dem Tag bewusst und trotzdem konnte ich nur lachende Singhalesen sehen. Die schlimme wirtschaftliche Lage hat sich nicht einmal in den Gesichtern der Menschen gezeigt. Sie waren immer freundlich, gut gelaunt und mehr als höflich zu mir!
Als ich also am Bahnhof ankam, mit dem Wissen, dass ich den Zug eigentlich schon längst verpasst hatte, sah ich hunderte Menschen am Gleis stehen, bereit zur Abfahrt. Mein Taxifahrer meinte nur zu mir, dass es doch so aussähe, als würde der Zug heute wieder fahren. Dank der Verspätung von 15 Minuten konnte ich dann in letzter Sekunde in den Zug ins Inland steigen. Und weil ich ja nicht schon genug Glück hatte hat mich der Schaffner sogar mit in der 1. Klasse fahren lassen, mit einem Sitzplatz und Klimaanlage! Meine eigentlich gebuchte 3. Klasse war mehr als voll und ich hätte 10 Stunden stehen müssen! Ich konnte nicht aufhören die Landschaften zu bewundern und aus dem Fenster zu schauen. In der 1. Klasse waren hauptsächlich Familien, die sich ständig zu mir gesetzt haben, mit mir versucht haben zu quatschen und von den Kindern musste ich ständig irgendwelche Snacks probieren - frag mich nicht was ich da gegessen hab. Ich glaube, das war eine der prägendsten Momente, die ich für meine weiteren Soloreisen mitgenommen hab. Ich habe mich einfach pudelwohl gefühlt in diesem neuen Land!
Mit ich glaube mehr als 2 Stunden Verspätung, bin ich dann endlich in Ella angekommen. Es war bereits stockdunkel und ich hab mit Google Maps irgendwie versucht meine Unterkunft zu finden, bis mir der Besitzer dann seinen Standort geschickt hat, damit ich endlich ins Bett fallen konnte. Dort angekommen fiel der ganze Stress der letzten 24h von mir ab und ich hab erst mal Rotz und Wasser geheult, weil ich einerseits so stolz auf mich war, andererseits total überfordert und angespannt.
Am nächsten Tag bin ausgeschlafen in den Tag gestartet und habe mir in Ella die Nine Arche Bridge angeschaut und bin auf den Little Adams Peak gewandert. Am Abend ging es dann leider schon wieder weiter und ich bin mit dem Taxi zu meinem Surfcamp gefahren. Ich glaube ich habe umgerechnet 40€ bezahlt und ich war ganze 5 Stunden unterwegs. Der Taxifahrer wollte aber auch auf der Autobahn nicht schneller als 50 kmh fahren. Plan also etwas mehr Zeit ein, wenn du von A nach B kommen willst. Das Taxi hat mir der Hotelbesitzer in Ella gebucht und ich war wirklich dankbar, weil dort leider sehr wenige gutes Englisch sprechen.
Die Nächsten 5 Tage war ich dann also im Surf Spirit Surfcamp in Unawatuna und es war wirklich einer meiner schönsten Urlaube! Die ersten Versuche zu surfen, die Freundschaften, die sich in so kurzer Zeit geschlossen haben und wundervolle Stunden im Wasser. Wir haben auch einen Ausflug in den Nationalpark gemacht und ich konnte meinen Traum von Elefanten in der freien Wildbahn endlich erfüllen! Wir waren den Tieren so nah und doch so frei! Es war unglaublich. Nach den Tagen im Surfcamp hab ich mich noch mit zwei Mädels zusammengetan und wir sind weiter nach Mirissa. Natürlich durfte die traditionelle Busfahrt, die sich eher wie der „fahrende Ritter“ aus Harry Potter anfühlte, nicht fehlen. Augen zu und durch. Heil angekommen haben wir die letzten Stunden in der Sonne genossen, bevor es für mich dann nach 10 wundervollen Tagen mit dem Taxi zum Flughafen ging.
Fazit: Sri Lanka ist ein wundervolles Land und trotz der Wirtschaftskrise zu dieser Zeit, hat man als Tourist keinerlei Angst haben müssen. Ich muss dennoch sagen, dass es noch nicht ganz so gehyped ist wie manch andere Länder. Was einerseits sehr schön ist, wobei andererseits nicht ganz so viel geboten ist und man als Alleinreisender schwer Anschluss findet, wenn man jetzt nicht direkt in einem Surfcamp ist. Trotzdem würde ich es jedem empfehlen, der etwas erleben und abseits der Touristenwege Urlaub machen möchte.
Sri Lanka
Meine erste Soloreise