Taiwan

Dieses Land hat mich wirklich positiv überrascht, trotz Erdbeben und Taifun.

Taiwan war für mich eigentlich nur ein zweckmäßiger Zwischenstopp. Da ich Japan mit Indonesien verbinden wollte, habe ich mir die Flugverbindungen angeschaut und bin dabei auf Taiwan gestoßen. Genau mit der selben Vorbereitung und Vorstellung bin ich auch eingereist. Ich wusste irgendwie gar nicht was mich erwartet und was ich mir darunter vorstellen sollte. Und meist sind es dann immer genau diese Länder, die einen vom Hocker hauen oder? So auch bei diesem Land.

Taiwan ist ein kleiner Inselstaat östlich von China mit modernen Städten, traditionellen chinesischen Tempeln und atemberaubender Berglandschaft. Es ist eine Mischung aus China, Japan und dem restlichen Südostasien würde ich sagen. In Taipeh gibt es beispielsweise Viertel, da bekommt man vom Nachobenschauen Nackenschmerzen, weil so viele Hochhäuser nebeneinander stehen. Dann gibt es aber auch wieder Viertel, die noch sehr traditionell und einfach sind, was dann wiederum an Städte wie Bangkok oder Hanoi erinnern. Es ist einfach sehr vielseitig und wunderschön! Auch wenn es in den Städten meist nicht viele typische Sehenswürdigkeiten gibt, wird einem nicht langweilig. Man kann einfach durch die Straßen spazieren, sich treiben lassen oder nach ein paar Kilometern in den Bergen sein.

Bei den meisten Reiseblogs findet man an erster Stelle den Taroko-Nationalpark. Dieser ist momentan leider geschlossen, aufgrund eines schweren Erdbebens vor meinem Besuch (Stand 08/24). Es gibt hier aber auch des öfteren leichte Erdbeben, was ich selbst zu spüren bekam. Ein ganz komisches Gefühl kann ich dir sagen! Es fühlt sich an als wäre einem schwindelig, betrunken irgendwie. Aber die Erde bewegt sich und bis ich das begriffen habe, bekam ich auch schon eine Nachricht auf dem Handy. Ich war zu der Zeit im Hostel und die anderen im Raum haben sich nichts anmerken lassen - ich glaube für die war das ganz normal.

Good to know Hostellife: In den 3 Wochen habe ich ehrlicherweise mit kaum jemanden gesprochen. Es sind kaum Reisende unterwegs, die nicht aus Asien kommen und gutes Englisch sprechen.

In den meisten Hostels muss man seine Schuhe am Eingang ausziehen und bekommt dafür Schlappen/Hausschuhe. Handtücher gibt es wenn überhaupt nur gegen Leihgebühr, denke also daran dein eigenes Handtuch mitzunehmen. Die Betten muss man oft selbst beziehen und abziehen, bevor man auscheckt. Es gibt hier oft zwei verschiedene Toilettenarten, die normale und das klassische Loch im Boden, wo man sich drüber stellen muss. Diese sind aber meistens außen an der Tür versehen. Falls du auf der Suche nach Toilettenpapier bist, solltest du auch neben dem Waschbecken suchen, denn in den Kabinen kann es sein, dass du keines findest. So gibt es hier nur einen allgemeinen Klopapierspender, wo du dir lieber etwas mehr mit in die Kabine nimmst. ;)

Fortbewegung: Das öffentliche Verkehrsnetz ist sehr gut! Man kommt in 3 Stunden von der südlichsten Großstadt bis in den Norden, denn es gibt hier Hochgeschwindigkeitszüge, die das Reisen sehr leicht machen. Aber auch die Busse und langsamen Züge sind super verbunden und man muss sich keine Sorgen machen, nicht von A nach B zu kommen. Für Bus und den Zug in der Stadt gibt es die sogenannte EasyCard. Diese bekommt man in jedem Convienience Store und kann sie dort auch aufladen. Beim Ein- und Aussteigen stempelt man sich dann ein und aus und bekommt den Betrag von seinem Guthaben abgezogen. Falls du nicht oft genug fährst und die Karte sich für dich nicht lohnt, kann man auch im Bus Bar bezahlen. Die Fahrt in den Städten kostet meist 15Taiwan$ und kann nur in Münzen bezahlt werden, da der Busfahrer kein Wechselgeld gibt und man den Betrag einfach in eine Kasse wirft. Die Langstreckenzüge werden aber extra am Ticketautomaten gekauft und können nicht mit der Easycard bezahlt werden.

Reisezeit: Leider ist meine Reisezeit direkt in die Taifun-Zeit (August) gefallen. Viel und starker Regen! Auch an den Tagen, wo eigentlich kein Regen gesagt war hat es nur so aus Eimern geschüttet. Meistens war der Vormittag noch gut und zum Nachmittag kamen die Regenwolken. Dadurch kann es auch sein, dass viele Nationalparks geschlossen haben oder Straßen gesperrt sind. Ich hatte soweit noch recht viel Glück und vor allem der Süden war vom Wetter deutlich besser.

Route:

Taipeh 3 Nächte

Taichung 3 Nächte

Sun Moon Lake 3 Nächte

Chiayi 2 Nächte

Tainan 3 Nächte

Kenting 4 Nächte

Kaohsiung 1 Nacht

Ich landete in Taipeh und mit dem Zug ist man in wenigen Minuten in der Stadt. Das Gepäck blieb bis zum Check-in im Hostel und ich bin direkt auf Erkundungstour gegangen. Das Wetter war leider nicht ganz auf meiner Seite in den ersten Tagen, weswegen ich meinen Plan etwas umändern musste. Der im Norden liegende Yangmingshan-Nationalpark fiel dann also raus.

Dafür war ich an einigen anderen Orten in der Stadt…

- Shi-men Ting District

- Nationale Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle

- 228 Peace Memorial Park

- Ningxia Nightmarket

- Dadaocheng Pier Plaza

- Taipei 101

- Xiangshan Trail zur Aussichtsplattform

Nach den ersten drei Tagen in der Stadt hab ich bereits gemerkt wie mir die Natur fehlt, also hab ich in Taichung darauf geachtet das etwas zu verbinden. Bin hauptsächlich mit den U-Bikes unterwegs gewesen. Das sind öffentliche Fahrräder, die man an jeder Ecke finden kann. Mit der App kann man sich mit dem Fahrrad verbinden, die Kreditkarte hinterlegen und schon kann es los gehen. 30 Minuten kosten umgerechnet nur 0,28€. Man kommt schneller durch die Stadt und kann überall stehen bleiben, wenn man etwas entdeckt. Liebe es Städte so zu erkunden! Einen Stop hab ich bei einem bekannten Fotospot gemacht. Rainbow Village. Dorf kann man das finde ich nicht bezeichnen, da ich mir etwas mehr darunter vorgestellt hatte und es eher aus 5 kleinen Häusern besteht. Schön anzusehen ist es trotzdem und man kommt mal in eine andere Gegend der Stadt. Ein weiterer Punkt war der Tanya Shen Green Bikeway. Das ist ein richtig langer Fahrradweg, der fast durch die ganze Stadt führt. Das Schöne ist daran, dass es sich nicht danach anfühlt, sondern man so viele Bäume um sich rum hat, dass ich ganze 30km gefahren bin. Gestartet bin ich an der Tanzi Station.

Hier noch ein paar weitere Spots:

- Fengchia Nightmarket

- Maple Garden

- Liuchuan Riverside Walk

- Zhonghua Road Nightmarket

Genug mit den ganzen Städten für mich! Ich musste ganz dringend in die Natur und deswegen ging es mit dem Bus 2 Stunden (5,45€) zum Sun Moon Lake. Dieser liegt in den Bergen und man merkt direkt wie sich das Klima verändert! Es regnet um einiges mehr, was aber dafür die Farben noch kräftiger werden lässt. Blau und Grün in sämtlichen Variationen! Für den ersten Tag habe ich mir ein Fahrrad geliehen, wie so eigentlich jeder der hier ist. Man kann einmal um den See fahren und dabei die anliegenden Tempel besuchen. Vom „Ci´en Pagoda“ hat man einen unglaublichen Ausblick auf den See und die umliegenden Berge! In Ita Thao kann man einen Stopp einlegen und sich durch die vielen Essensstände probieren. Zwischenzeitlich muss man mal auf der Straße fahren, weil der Fahrradweg leider nicht komplett um den See geht, aber die Straße ist relativ wenig befahren und war meiner Meinung nicht schlimm.

Am nächsten Tag hatte ich mir ein weiteres ungeplantes Abenteuer rausgesucht. Da der See umgeben von einer prächtigen Berglandschaft ist, war für mich klar, dass ich auf einen der Berge wandern möchte, um mir die Gegend von oben anzusehen. Gesagt getan. Dadurch, dass ich in den bayerischen Bergen zuhause bin, ist das Bergsteigen eigentlich kein Problem für mich und mein Übermut hat sich natürlich für den höchsten Berg entschieden. Also ging es früh morgens mit dem ersten Bus auf die andere Seite des Sees, wo der Weg starten sollte. Bereits nach einigen Metern wurde der Weg von umgestürzten Bäumen zu einem Hindernisparcour. Über die ersten Bäume konnte ich noch leicht oben drüber oder unten durch. Je weiter ich lief, desto schlimmer wurde es. Ein Stück musste ich fast auf allen Vieren unter Sträucher und Bäume krabbeln und habe kurz überlegt umzudrehen. Aber ich wollte nicht direkt aufgeben und habe es irgendwie geschafft. Nach ein paar weiteren Hindernissen, wurde der Weg etwas besser und führte mich durch einen wunderschönen Bambuswald, vorbei an Aussichtspunkten mit einem wunderschönen Blick auf den See. Nach 1330 Höhenmetern und 3 Stunden später bin ich endlich oben angekommen. Den Rückweg musste ich leider im strömenden Regen antreten und war einfach nur froh, als ich heil im Hostel angekommen bin. (Mount Shuishe)

Hostel „Dreamy Nomads Hostel“ - (17€/Nacht), der Inhaber des Hostels ist ein Franzose und konnte mir mit einigen Fragen sehr gut weiterhelfen. War auch das einzige Hostel, indem es etwas sozialer war und ich andere westliche Reisende getroffen habe.

Für mein nächstes Highlight habe ich viel recherchiert, aber konnte leider nichts konkretes finden, also habe ich den Inhaber des Hostels gefragt und er konnte mir so einige Fragen beantworten. Ich wollte nämlich in den Alishan Forest. Ein wunderschöner Nationalpark, der zu den schönsten in ganz Taiwan zählt. Nur sind die Unterkünfte dort bei 100€ die Nacht nicht in meinem Budget gewesen. Diese liegen nämlich innerhalb des Nationalparks und sind es meiner Meinung nach auch nur wert, wenn man den Sonnenaufgang sehen möchte. Ich musste mir also eine andere Option überlegen. Einmal täglich (08:00) fährt ein Bus vom Sun Moon Lake zum Alishan Forest, über enge Bergpässe schlängelt man sich so 3h bis zum Ziel (9,40€). Dort angekommen bekommt man vom Busfahrer noch ein Rabattticket und spart sich 50% vom Eintrittspreis (4,21€). Mein Gepäck habe ich in einem Schließfach an der Bushaltestelle lassen können und hatte nun 5 Stunden Zeit den Park zu erkunden. Denn um 17:00 geht der letzte Bus in die nächst größere Stadt, in der ich ein günstiges Hostel gebucht hatte. Für mich hat die Zeit total gereicht und der Nationalpark ist sehr überschaubar. Die Wege sind wunderschön und führen durch tiefe Wälder. Wenn man nicht alles laufen möchte gibt es auch eine kleine Eisenbahn, die ein paar Haltestellen im Park hat. Nach einer 3 Stunden Busfahrt habe ich es dann nach Chiayi geschafft.

Für zwei Nächte war ich in diesem Ort und muss ehrlich gestehen, dass ich nicht all zu viel gemacht hatte. Das lag zum einen daran, dass ich so schwere Beine hatte von den letzten Wanderungen aber es gab auch nicht wirklich viel zu entdecken. Abends bin ich etwas durch die Straßen gelaufen, habe mir am Nachtmarkt was zu essen gekauft und habe einiges abgearbeitet.

Das war in der nächsten Stadt aber wieder anders. Tainan.

Hier gibt es einiges zu entdecken, also bin ich unteranderem zum Konfuzius-Tempel, einem riesigen Nachtmarkt (Hua Yuan Night Market) und habe mich mal wieder durch die Straßen treiben lassen. Da sieht man einfach die tollsten Dinge!

Anping District, Shennong Street, Snail Alley standen unter anderem auch auf meiner Liste.

Nächster Halt: Kenting. Ab in den Süden. Mein Zugticket konnte ich hier an einem deutschsprachigen Automat kaufen und hat mich für 1,5 Stunden 4,44€ gekostet. Habe ich schon erwähnt, dass die Zugverbindungen ziemlich gut ausgebaut sind und man sich super zurecht findet?

Nach den vielen Städten bin ich hier endlich am Meer angekommen. Somit waren die nächsten Tage gefüllt mit Sonne tanken, abkühlen im Meer und eisgekühlte Tees to go mitnehmen. Die gibt es wirklich in allen möglichen Geschmacksrichtungen und wenn du dazu sagst, dass du keinen extra Zucker möchtest, sind die wahrscheinlich nicht mal ungesund. Der Ort bestseht eigentlich aus einer Hauptstraße, die sich zum Sonnenuntergang zu einem Foodmarket verwandelt. Somit war mein Abendessen schon mal gesichert und ich konnte mich bei der großen Auswahl kaum entscheiden. Zum Glück war ich 4 Nächte hier und konnte mich einmal durchprobieren. Aber außer Essen und Meer gibt es hier auch sonst noch einiges zu erkunden. Man kann die Straße entlang an der Küste fahren, durch den nahe liegenden „Kenting National Forest - Recreation Area“ laufen. Die Natur hat mich hier ziemlich zum staunen gebracht und ich glaube ich habe noch nie so viele Schmetterlinge gesehen. Die waren wirklich überall, wie die Fliegen um den Kuhfladen. (Funfact: Dafür steht mein Schmetterlingstattoo auf meinem Arm)

Das Ende meiner Taiwan Reise brach an, was bedeutete ich musste langsam zurück in den Norden, denn von dort geht mein Flug weiter nach Indonesien.

Also mit Bus und Zug weiter und noch eine Nacht in Kaohsiung verbracht, was definitiv zu wenig war. Denn es gibt hier richtig viel zu sehen und ich bin in einem so kreativen Viertel gelandet, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Ganz viele kleine Läden, Streetart und natürlich auch das verschiedenste Essen. Hier wird es nicht langweilig! - The Pier - 2 Art Center

Fazit: WOW. Taiwan hat mich wirklich aus den Socken gehauen. Vielleicht weil ich keinerlei Erwartungen an dieses Land hatte und mich einfach überraschen und treiben lies. Auch wenn es nicht die beste Reisezeit war, hatte ich dennoch eine wirklich wunderschöne Zeit und bin froh mich für diesen Zwischenstopp entschieden zu haben. Als Alleinreisender vielleicht zwar etwas hart, da man schwer Anschluss zu anderen Reisenden findet und es für mich manchmal Tage gab, wo ich mit niemanden gesprochen habe, aber das macht das Land nicht weniger schön.