Wie lange geht eine Openend-Weltreise?

Das Ende einer Ära oder der Neubeginn eines großen Kapitels.

Ich glaube vor diesem Blogbeitrag hatte ich bisher am meisten Angst und ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Worte einmal aussprechen werde. Fast 1,5 Jahre hat es gedauert und sicher bin ich mir immer noch nicht. Bist du bereit für ein paar wirklich ehrliche Zeilen?

Viele Menschen haben den Traum von nie endendem Urlaub, das ganze Jahr Sommer und die schönsten Orte entdecken. Ich hatte das Glück und konnte mir diesen Wunsch erfüllen. Eine Weltreise ohne Zeitlimit. Aber wie lange kann man das wirklich machen und wann hat das Ganze ein Ende?

Ich glaube der größte Punkt ist das Thema Geld. Denn wenn kein Geld mehr da ist, muss man wohl oder übel arbeiten gehen und das ist mit einem längeren Aufenthalt verbunden und einem Ort, wo man auch gutes Geld verdienen und sparen kann. Heutzutage kann man aber auch durch Onlinejobs oder die Möglichkeit von Work & Travel seine Reisekasse wieder aufbessern. So konnte auch ich meine Reise immer wieder verlängern und konnte diesen Punkt ausschließen. Also wann ist man denn dann bereit das Traumleben wieder durch das deutsche trübe Leben einzutauschen?

Ich konnte diese Frage selbst im letzten Jahr nicht beantworten, denn ich war hin und weg von den Ländern und dem Leben immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Doch irgendwann kam der Punkt, dieses Gefühl rund um´s Herz und das Kribbeln, das immer weniger wurde. Der Weg zum Flughafen fühlt sich an als würde man in den nächsten Bus steigen und die Einreise in ein neues Land ist Routine geworden. Man kommt an die schönsten Orte und fühlt es irgendwie nicht mehr, man muss sich bewusst daran erinnern, dass man sich freuen sollte diese Orte mit seinen eigenen Augen sehen zu können. Diese Momente haben mich traurig gemacht, denn ich bin mehr als dankbar diese Möglichkeit zu haben und so sollte es nicht sein. Da sollte Feuer und Aufregung dahinter stecken, Vorfreude auf neue Abenteuer und das Kribbeln im Bauch, wenn man aus seiner Komfortzone raus muss. Und ich glaube das ist der Punkt. Solange man das alles noch fühlt und motiviert ist, reist man eben aber ich glaube bei mir ist nach 15 Monaten der Punkt gekommen, wo mein Körper nach einer Pause schreit, mir sagt, dass ich genug Eindrücke und Erlebnisse hatte und das alles erst mal verarbeitet werden muss. Denn ganz ehrlich? Ich habe das alles nicht verarbeitet. Auch wenn ich langsam gereist bin und versucht habe immer wieder Pausen einzulegen, länger in einem Land zu bleiben, ist das Reisen auf Dauer kräftezehrend. Man ist überall zu Gast, packt immer wieder seine sieben Sachen und so richtig ankommen tut man doch nie. Es gibt Menschen, die kommen damit länger klar und manche eben nicht, doch am Ende zählt das Gefühl, das einem sagt was man braucht um glücklich zu sein. Ich hatte nie wirklich mit Heimweh zu kämpfen und konnte auch auf längere Zeit gut alleine sein, aber so ganz ganz langsam würde ich wieder gerne neue Erlebnisse mit meinen Liebsten gemeinsam erleben, eine Umarmung haben und einfach jemanden bei mir zu haben. Man weiß, dass Zuhause alles beim Alten ist aber die Zeit läuft trotzdem weiter und die Menschen dort werden älter. Man hat Großeltern, die nicht mehr die jüngsten sind aber auch Babys, die zur Welt kommen und man nicht mitbekommt, wie sie größer werden, anfangen zu reden oder die ersten Schritte machen. Man ist Teil deren Leben aber irgendwie auch nicht, denn man ist einfach zu weit weg. Freunde haben neue Partner oder treffen lebensverändernde Entscheidungen und man ist eben nicht dabei. Und in solchen Momenten werden einem die Nachteile des Langzeitreisens bewusst.

Das bedeutet natürlich nicht, dass es auch wirklich so ist, wenn ich wieder in Deutschland bin. Vielleicht merke ich auch nach ein paar Wochen, dass ich nur einen kurzen Heimaturlaub gebraucht habe und doch wieder los ziehen möchte. Aber es zeigt einem was man zuhause hat, was man vermisst und lernt es wieder zu schätzen. Wenn du mich also fragst, wie lange eine Openend-Weltreise geht, würde ich sagen, das ist ganz unterschiedlich und ist von Mensch zu Mensch anders. Aber man wird irgendwann ein Gefühl bekommen, das einen in die jeweilige Richtung lenken wird. Vielleicht früher oder vielleicht auch später. Das Wichtige ist, dass man das macht, was einem im Moment gut tut und was man braucht. Denn auch wenn du nach Deutschland zurück kehrst, heißt das ja nicht, dass du nicht wieder losziehen kannst. Wir sind immer nur eine Entscheidung entfernt uns selbst glücklich zu machen und das zu tun, was wir möchten.